Roadtrip durch Schottland: Mit dem T3 durch die Highlands

# Reiseberichte

20 Tage, ein Regenschauer und eine kleine Autopanne. Auf dem Weg nach und durch Schottland legen Lena und Sven fast 4.000 km zurück. Und alles in einem 36 Jahre alten VW Bus. Das ist ihre Geschichte.

Ein VW Bus mit großem Lenkrad, einer kantigen Optik, viel Platz und blubberndem Boxermotor im Heck – lange war ich auf der Suche nach genau so einem Bus, mit dem ich dem Alltag entfliehen und auf Reisen gehen kann. Erfüllt habe ich mir meinen Traum im April 2016, als ich meine „Ellie“, Baujahr 1983, von zwei älteren Bulli-Schraubern gekauft habe.Hinter Ellies Motorklappe blubbert ein 1.9- Wasserboxer-Benziner mit 78 PS, der laut fünfstelligem Tacho 80.000 km hinter sich hat. Laut Vorbesitzer sind es aber 180.000 km. Ist eigentlich auch egal, so lange sie rollt.

Ellie ist ein 36 Jahre alter, roter VW T3. Sie bringt ihren Sven durch Europa.

2016 wurde sie komplett restauriert. Ellie bietet vier Sitze, von denen der Fahrer- und Beifahrersitz drehbar sind. Praktisch, weil man dadurch mehr Platz schafft, selbst wenn man nur zu zweit reist. Zudem gibt es vier Schlafplätze: zwei im Hochdach und zwei im unteren Bereich. Da wir mit viel Gepäck reisen, wird das Hochdach unser Stauraum und unten schlafen wir.Im Bus ist die originale Westfalia-Ausstattung eingebaut: Spüle, Herd und ein Kühlschrank, der mit 12V, 230V und Gas betrieben werden kann. Somit ist das autarke Campen überhaupt kein Problem.

Roadtrip durch Schottland: Die Reise

Das ist Sven, Autor dieser Geschichte. Er ist Mitte 20, kommt aus Eppingen
und ist leidenschaftlicher Fotograf und Filmemacher.

20 unvergessliche Tage im September, insgesamt knapp 4.000 Kilometer, vier Länder, ein einziger Regenschauer, eine kleine Autopanne, 18 Mal getankt und ein halber Liter Motoröl verbraucht.

Geplant ist die 20-tägige Rundreise mit meiner Freundin Lena. Unser Ziel ist Schottland, das nördlichste Land Großbritanniens. Erwarten sollte uns das Abenteuer pur: surreale Landschaften, mystische Seen, Hochlandrinder und Midges.

Wir sind gespannt auf die abwechslungsreiche Welt der Highlands, die aus vielen rauschenden Flüssen, Wasserfällen und natürlich aus einer unglaublichen Zahl von Lochs besteht. Ein großer Pluspunkt ist, dass man von Deutschland aus schnell und vor allem auch recht günstig nach Schottland kommt. Schottland hält locker mit anderen beliebten Reisezielen wie Irland, Australien oder Neuseeland mit. Es ist das perfekte Land für einen Road Trip!

Schottland mit seinen mysteriösen Landschaften:
Kein Wunder dass es hier noch Trolle und Feen gibt..

Bevor es losgeht, planen wir grob eine Route mit ein paar Highlights wie den Fairy Pools, Quiraing, Kilt Rock, The Storr und Neist Point Lighthouse. Wir haben etwas mehr Zeit im Gepäck mitgebracht, also entscheiden wir uns kurzerhand, auch in den Norden zu fahren. Aber natürlich dürfen auch so coole Städte wie Edinburgh und Besuche in den Pubs und Destillerien nicht fehlen.

Mit den Vorbereitungen an meinem VW T3 habe ich ein paar Tage zuvor begonnen. Die Benzinschläuche und der Lüfter wurden ausgetauscht, das Öl wurde gewechselt und im Bus wurden ein paar optische Dinge verändert. Zusätzlich habe ich eine Standheizung eingebaut. Falls es doch kälter werden sollte, sind wir gewappnet. (Spoiler-Alarm: Am Ende war die Heizung genau einmal im Betrieb. Und das auch nur, weil wir den Fön vergessen haben).

Wie erwartet, ist das Wetter in Schottland launisch. Das passt aber wunderbar zur rauen Stimmung des Landes. Insbesondere die Insel Skye vor der Westküste Schottlands ist für ihre zahlreichen Regentage bekannt. Hier ziehen auch gerne einmal dicke Nebelschwaden vom Meer kommend über die Insel, sodass man beinahe die Hand vor Augen nicht sieht. Toll sieht es trotzdem aus. Und wir haben ordentlich vorgesorgt: Kleidung für jede Wetterlage – von Badehose bis Winterjacke. Aber wir haben zum Glück Super-Wetter und werden nur einmal von einem Regenschauer überrascht.

Reiseroute durch Schottland

Wir wollen gern die wahre Natur Schottlands erleben und nehmen uns drei Wochen Zeit. Unsere Reise startet in Eppingen und führt uns zuerst nach Belgien, um von dort aus mit der Fähre nach England überzusetzen. Noch kurz durch den südlichen Teil des Vereinigten Königreichs und schon sind wir in Schottland. An den Linksverkehr müssen wir uns allerdings erst noch gewöhnen, zumal wir ein Rechtsverkehr-Auto fahren. Gerade, wenn beim Rechtsabbiegen auf einmal Gegenverkehr kommt, erschrickt man anfangs doch sehr. Nach etwa drei Tagen mit zwei Zwischenstopps erreichen wir unser Ziel: Schottland – wir sind da!

Los geht es in Glasgow, von wo unsere Route über den Loch Lomond, Oban und Glenceo weiter bis nach Skye führt. Nach unserem Abstecher auf die faszinierende Insel, deren Landschaften gleichzeitig der Irlands und des Mars ähnelt, treibt es uns über Ullapool weiter bis in den hohen Norden nach John o` Groats, dem nördlichsten Punkt auf dem schottischen Festland.

Von dort aus starteten Ewan McGregor und Charlie Boorman übrigens vor ein paar Jahren ihren „Long Way Down“, eine Motorrad-Tour bis nach Südafrika. Für uns geht es nicht ganz so weit in den Süden, sondern wieder zurück über Inverness und den Cairngorms Nationalpark nach Edinburgh.

Roadtrip in Schottland: Die Highlights

Auf der Straße A828 Richtung Duror entdecken wir den Cuil Bay am Loch Linnhe, ein wunderschöner Kiesstrand, der es in sich hat: glasklares Wasser, keine Menschenseele und ein Stellplatz für uns alleine, mit herrlichem Panoramaausblick auf die Berge Morvern Hills. Uns hat es dort ausgezeichnet gefallen, deshalb entscheiden wir, unser Zelt für zwei Tage am Strand aufzuschlagen.

Natürlich darf das klassische Campinggericht bei dieser Atmosphäre nicht fehlen: Am Lagerfeuer und bei Sonnenuntergang gibt es Stockbrot – da kommen Kindheitserinnerungen auf.

Isle of Skye

Unser erstes Campingdomizil ist auf der Insel Skye. Ein einfacher Campingplatz ohne viel Schnickschnack, dafür aber mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Glamaig. Für zwei Personen + Campervan sind hier pro Nacht 15 Pfund fällig.

Kleiner Tipp: Wenn man von der Campsite den Fluss entlang in Richtung Loch Sligachan läuft, trifft man nach 10 Minuten auf einen sehenswerten Wasserfall mit einem natürlichen Planschbecken.

Nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt befindet sich die lebhafte „Seuma’s Bar“. Eine Oase für Kletterer und Wanderer, die sich nach einem Tag im Cuillin ein wohlverdientes Bier und ein herzhaftes Essen gönnen wollen. In der Bar kehren all jene ein, die Schottlands „Uisge Beatha“ (Wasser des Lebens) oder Ale vom Fass probieren möchten. Nach einem gemütlichen Barabend ziehen wir uns ins Zelt zurück, das wir uns leider mit zahlreichen Midges teilen müssen.

Die kleine Mücken sind vergleichbar mit unseren Stechmücken, allerdings stechen Midges nicht, sondern sie beißen, wodurch unangenehme, juckende, rötliche Stellen auf der Haut entstehen.

Da helfen nur ein Moskitonetz für den Kopf, lange verschließbare Kleidung in hellen Farben. Herkömmliches Insektenschutzmittel hält die winzigen Insekten leider nicht auf. Auf der Website „Scottish Midge Forecast“ kann man vorab prüfen, welche Orte in Schottland gerade mehr oder gerade weniger von den fiesen Midges heimgesucht werden. Wir versuchen auf diese Weise, unsere Route flexibel zu planen und die Mückengebiete zu umgehen.

Das Café Lephin

Auf dem Weg zum Neist Point Lighthouse, dem schönsten Ende der Insel, stoppen wir an der Hauptstraße an einem kleinen Café, das uns sofort ins Auge fällt: ein kleiner, uriger Laden mit sehr freundlichem Personal. Es gibt Tee, Kaffee, lokale Biere. Außerdem leckeres Mittagessen sowie hausgemachten Kuchen zum Nachtisch. Perfekt als kleine Stärkung, um den Neist Point zu erklimmen. Am Café angeschlossen ist auch ein kleiner Shop, in dem man Seifen, Cremes und andere Mitbringsel erwerben kann.

Quiraing Skye

Unser absolutes Highlight dieser Tour: The Quiraing, der nördlichste Kamm des Gebirges von Trotternish. Eine einsame, zerklüfftete Landschaft , die durch Erdrutsche entstanden ist. Allein die Anfahrt über die Hochebene auf der Single Track Road von Uig aus ist ein echtes Erlebnis. Zum Glück haben wir keine Eile, denn die schmalen Straßen sorgen für Entschleunigung.

Das macht aber nichts, die Auffahrt ins freie Hochland ist gigantisch und bietet traumhafte Aussichten. Quiraing liegt inmitten des nördlichen Teils von Skye – von Portree über die A855 entlang der Ostküste nordwärts Richtung Staffin und durch den Ort hindurch. Nach Staffin dann in einer Rechtskurve links Richtung Uig abbiegen und über die schmale Straße zur Passhöhe hinauffahren. Schwupps, wir sind da.

Wir sind früh genug aufgestanden, um noch einen der Parkplätze zu ergattern. Die Strecken sind bei Wanderern sehr beliebt und ähnlich überlaufen wie der Old Man of Storr. An diesem Aussichtspunkt werden wir für unsere Mühen belohnt: Von hier können wir einen wunderbaren Blick auf Quiraing, auf den Nordteil der Isle of Skye und auf die angrenzenden Buchten werfen.

Traumplatz am Strand

Auf dem Weg in Richtung Norden Schottlands bleiben wir einen Tag in der Nähe von Big Sand am Campingplatz „Sands Caravan & Camping“ direkt am atlantischen Ozean. Wie viele andere Besucher genießen auch wir die Aussicht und die Lage direkt an den Dünen, kristallklares Wasser und einen wunderbaren Sandstrand. Leider ist es zu kalt, um zu baden.

Wir kampieren jeweils im Abstand von sieben Metern zum nächsten Nachbarn. Man hat seine Ruhe und kann voll und ganz die Stille in den Dünen genießen. Wenn man etwas höher steht, hat man sogar das ganze Panorama der Bay im Blick.

Nicht nur für Caravans oder Zelte ist der Campingplatz ausgelegt, er bietet auch die Möglichkeit, Wigwams zu mieten, die voll ausgestattet sind. Hier findet man auch ein tolles Restaurant, in dem man von morgens bis abends bekocht wird, mit allem was das Herz begehrt. Auch Kinder sind hier herzlich willkommen.

Lairg Durness

Faraid Head ist einer der besten Orte an der Nordküste, um die farbenfrohen und lustigen Puffins (Papageientaucher) zu beobachten. Wenn man Glück hat und zur richtigen Jahreszeit hier ist, kann man sie entdecken. Die Puffins kommen Ende April zum brüten an Land und sind in der Regel bis Mitte August zu sehen. Der späte Nachmittag ist eine gute Tageszeit, um die Puffins zu entdecken.

Zu anderen Zeiten sieht man sie auf den Stopps oder auf dem Meer. Wir machen es uns auf unserer mitgebrachten Decke in einer windgeschützten Mulde gemütlich und beobachten mit unserem Fernglas die tollpatschigen Wasservögel in ihrem Alltag. Diese Schottland-Rundfahrt war einer der schönsten Trips meines bisherigen Reiselebens, die auch noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Schottland gehört ab sofort zu meinen Lieblingsregionen Europas. Ich komme wieder.

Text und Fotos: Sven Mack

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